Zwickaus Kirchen sind nicht nur ein architekturhistorischer
Schatz, der das Stadtbild prägt, sondern waren auch immer Orte, die Wandlungsprozesse in Gang setzten. Als Martin Luther 1517 seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug, kam auch Bewegung in die gesellschaftlichen Prozesse Zwickaus. Der damals regierende humanistisch geprägte Rat der Stadt um Bürgermeister Hermann Mühlpfort hielt einen engen und guten Kontakt zu den Reformatoren um Martin Luther in Wittenberg. Luther selbst sandte 1521 Thomas Müntzer nach Zwickau, als die Predigerstelle an St. Marien frei wurde. Dieser sorgte maßgeblich dafür, dass der Reformprozess ab 1520 in der Kirche in Gang kam. In seiner Zwickauer Zeit radikalisierte er sich jedoch zusehends, was 1521 zu einem Bruch mit ihm führte. Um die Aufruhr in der Stadt zu befrieden, reiste Luther selbst an und predigte viermal in der Stadt. All diese Ereignisse sorgten am Ende dafür, dass Zwickau heute als zweite Stadt nach Wittenberg gilt, in der sich die Reformation vollständig durchsetzte. Weniger aufrührerisch als zu Luthers Zeiten waren es 1989 auch die Kirchen der Stadt, die die friedliche Revolution in Zwickau mit auf die Straßen trugen. In Anlehnung an die Reformprozesse der Lutherzeit ist Zwickau selbst nicht nur eine Station des Sächsischen Lutherwegs, sondern hat innerstädtisch einen eigenen Rundweg, der auf die einzelnen Stationen der Geschehnisse vor mehr als 500 Jahren hinweist. Seit 2014 trägt zudem die Katharinenkirche auch ganz offiziell den Titel des Kuturerbesiegels „Stätten der Reformation“. Hier ist auch eine kleine Sonderausstellung zu Thomas Müntzer und seinem Wirken unter dem Titel: „Ihr sollt Träume haben“ – Thomas Müntzer und seine Zwickauer Zeit zu sehen. Konzerte, die Nacht der Kirchen oder aber die Beteiligung an der Museumsnacht und Kindermuseumsnacht zeugen auch von einem kulturellen Leben in den Gemeinden. Für das Kulturhauptstadtjahr gibt es mit dem Projekt Kulturkirche 2025 einen ökumenischen und gemeindeübergreifenden Verbund von 34 Kirchgemeinden und kirchennahen Institutionen in der Kulturhauptstadtregion. Gemeinsam greifen sie das Chemnitzer Motto C THE UNSEEN in verschiedensten Formaten auf und erwecken es mit Projekten und Veranstaltungen zum Leben.
UNGEAHNT INNIG
Zwickauer Kirchen – Glaubensorte und Kulturstätten
ab 15. Dezember 2024
Ausstellungseröffnung
Engel und Bergmann
Seit dem 16. Jahrhundert dient die aus Zinn
gefertigte Figur des Bergmanns als Kerzenständer
in den Kirchen des Erzgebirges. Mitte des
19. Jahrhunderts wird das Weihnachtsfest zum
Lichterfest und dem Bergmann wird ein weiblicher
Engel an die Seite gestellt. Seither gehört
das Paar zur kulturell-spirituellen Grundausstattung
nicht nur des Erzgebirges. Die in Berlin
lebende Bildhauerin Christina Doll fasst das
Thema neu: Ihr Engel trägt die Züge einer jungen
Frau mit Downsyndrom, ihr Bergmann folgt
einer figürlichen Idee Lucas Cranachs ebenso
wie einer Fotografie eines Wismut-Kumpels.
Dom St. Marien, Domhof
Gottesdienst zu Engel und Bergmann
Dom St. Marien, Domhof
5. März bis 20. April
Altarverhüllung – INTERVENTION ZUR
PASSION
Künstler: Michael Endlicher
In der Tradition der Flügelaltäre und Hungertücher
werden in ausgewählten Kirchen die
Altäre während der Passionszeit verhüllt.
Die Ausstellungsreihe ist ein Kooperationsprojekt
der kulturkirche2025 und Chemnitz
Europäische Kulturhautstadt 2025.
Dom St. Marien, Domhof
21. März
„Wenn Augen fasten: Über
die Tradition der Altarverhüllung“
Vortrag Dr. Ulrike Lynn
Begleitprogramm der Altarverhüllung
Dom St. Marien, Sakristei, Domhof
4. April
„Gemalter Glaube – die Zittauer Fastentücher,
einzigartig in Deutschland,
bedeutend für Europa“
Vortrag Dr. Volker Dudeck
Begleitprogramm der Altarverhüllung
Dom St. Marien, Sakristei, Domhof
ab Mai
Under the trees
Die Ev.-Luth. Stadtkirchgemeinde Zwickau bietet
die Möglichkeit, den Dom St. Marien aus ungewohnter
Perspektive kennen zu lernen. Gäste
und Einwohner der Stadt Zwickau sind eingeladen,
auf Liegestühlen in einem abgegrenzten Bereich
des Altarraums des Domes St. Marien Platz zu
nehmen und den Blick auf die florale Ausmalung
an der Kirchendecke zu wenden.
Dom St. Marien, Domhof
25. Mai
Europäische Bergpredigt
„Vertrauen auf den Weg zum Frieden“
Pfr. J. Gansel, Schlesien
Dom St. Marien, Domhof
20. September
Nacht der offenen Kirchen
Verschiedene Kirchen der Stadt und
des Kirchenbezirks